Rilana betritt die kleine aber schmucke Burgkapelle die sie so liebt. Hier überkam sie immer eine Ruhe die von Gott gegeben war. Sie spürt zwar immer und überall SEINE Allmacht, sei es in der freien Natur, in den Dörfern oder in ihrer Kemenate, aber hier war sie doch am Stärksten zu spüren. Die Nobembersonne fällt durch die bunten Glasscheiben und zaubert so ein idyllisches Licht in die Kapelle das anheimelnd wirkt. Hinter dem einfachen Altar, auf dem immer eine Schale mit Blumen steht, war auch ein Fensterbild... eine weiße Eule. Sie liebte diese Eule und erinnerte sie an die schneeeulen von Tante Fri und Onkel Geo. Auch Dai und ihre jüngeren Geschwister hatten eine, selbst die Zofe von Fri, nur sie nicht. 'Rilana von Connacht, du wirst doch nicht neidisch werden?' Über ihre eigenen Gedanken beschämt, senkt sie ihren Blick, der nun auf die Schale auf dem Altar fällt. Dort ragen nur noch traurige Überreste der weißen Rosen heraus. Eigentlich war sie hierher gekommen um die Tannen- und Mistelzweige in die Schale zu geben. Die junge Frau legt die Zweige und die merkwürdige Blume, die ihr eine Freundin aus einem fernen Land mitgebracht hat, neben dem Altar nieder und entsorgt zuerst die vertrockneten Reste. Dazu nimmt sie die Schale und trägt sie durch die Seitentür, die in den hübschen Kapellengarten führt, nach draussen und wirft die vertrockneten Rosen, am Ende des Weges in die Holzkiste zum Kompostieren. Dort ist auch ein kleiner Brunnen mit einem Schwengel. Schnell wird die Schale ausgespült und dann eilt sie zurück in die Kapelle. Sorgsam verschließt sie die kleine Tür hinter sich und stellt nun die Schale wieder auf den Altar. Mit anmutig wirkenden Bewegungen ordnet sie die die verschiedenen Zweige und gibt dann auch noch die Blume hinzu. 'Irgendetwas fehlt da noch.' denkt sie und plötzlich fallen ihr die Tannenzapfen, die ihre Söhne heute morgen gesammelt haben, und steckt sie noch zwischen die Zweige. Es gefiel ihr was sie da gemacht hatte. Nun kniete sie vor dem Altar nieder, zündete eine kleine Kerze an und betete. Sie hält stumme Zwiesprache mit IHM und als sie ihm alles erzählt hat, erhebt sie sich wieder und geht so leise hinaus, wie sie herein gekommen ist.
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