Die kleine Kapelle des Ordens lag etwas unterhalb des Bergfrieds und war über eine natürlich angelegte Treppe zu erreichen, die Steinhauer so bearbeitet hatten, das man die Stufen nun bequem hinauf oder hinab gehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, gleich einen Fehltritt zu machen. Gerade für Kenzie war dies zurzeit notwendig, zumindest hatte sie dieses Gefühl.
Langsam nahm sie Stufe für Stufe nach unten und ging dann langsam auf die kleine Pforte zu. Als sie diese erreichte drückte sie die schwere gusseiserne Klinke hinunter und drückte gegen die massive Eichenholztür, die leise in den Angeln quietschte. Kühle umfing sie als sie die Kapelle betrat und zog den leichten Umhang fester um ihre Schultern. An den Wänden brannten frische Kerzen und verbreiteten ein heimeliges und harmonisches Empfinden. Leise ging sie auf den Altar zu, kniete dort nieder und betete für ihre Onkel Junkerbodo, Konrad72, Brudertak und Franzl und für ihre Tante Lady_mini. Sie sprach ein Gebet nach aristotelischem Glauben auch wenn sie nicht genau wusste ob sie alle getauft waren. Doch ihr Glaube an Gott war so in sich gefestigt, das sie daran glaubte, das sich Gott um alle Menschen bemühte, auch oder erst Recht wenn sie noch nicht getauft waren. Sie war aber wie alle Connacht-Mädchen so von der Etikette gedrillt, das sie fast Niemandem ihre Gefühle zeigte, zumindest aber keinem Fremden. Daher war es nicht verwunderlich, das Kenzie zwar tief trauerte, diese aber nicht nach aussen zeigte. Doch hier in der Ruhe und Stille der Kapelle und im Bewusstsein endlich mal wieder allein zu sein, ließ sie ihren Tränen freien Lauf und schluchzte leise. Sie fand in dem stillen Gebet Trost und wurde wieder ruhiger. Zum Dank, das der Allmächtige in seiner Güte fünf ihrer Liebsten zu sich gerufen und in seine Obhut genommen hatte, stellte sie eine Kerze und eine Eule vor den Altar und legte dazwischen einige Rosen nieder. Leise murmelte sie...
... den Kindern, als den Überbringern der Hoffnung... der Hoffnung, die uns die Liebe schenkt...der Liebe,
die uns das Vertrauen und den Glauben gibt... dem Glauben, der uns den Schrecken der Trauer nimmt und uns Halt gibt in den schweren Stunden...... und der Trauer, die uns daran erinnert, dass das Leben lebenswert ist und uns gemahnt es nicht unnütz zu verbringen.Lange saß sie noch da und sah in das Kerzenlicht und strich sanft über die Blütenköpfe der Rosen.